Mittwoch, 28. Mai 2008

Parfüm und Deo unislamisch

Jeden Tag erscheinen verrücktere Meldungen über Angehörige einer angeblich bestens im 21. Jahrhundert verankerten Religionsgemeinschaft. So wie heute aus der Türkei: Obwohl der kinderliebe Prophet Mohammed seinen Anhängern befahl, ihre Frauen selbst bei größter Hitze unter dicken Gewändern zu verstecken, verbat er den Betroffenen, Deo und Parfüm gegen Körpergeruch zu verwenden - und das in weiser Voraussicht vor 1500 Jahren. Wer jetzt glaubt, daß dies eine saudi-arabische Interpretation sei, irrt gewaltig. In der "säkularen" Türkei verbreitet die staatliche (!!!) Religionsbehörde Diyanet diesen Unsinn, die Welt hat den passenden Vergleich gefunden:

Auf der Webseite des Religionsdirektorats war ein Benimm-Leitfaden erschienen, der für Frauen Ratschläge bereithielt, die sie genauso gut bei den Taliban bekommen könnten.


Im Detail sieht das so aus:

Außerhalb ihres Hauses, so heißt es da, sollten Frauen kein Parfüm, Deodorant oder sonstige wohlriechende Mittel benutzen, weil der Prophet Mohammed solches Verhalten als "unmoralisch" bezeichnet habe.


Auch die Jahrhunderte alte Definition des Wortes "Ehebruch" wird neu geregelt und sogar unterteilt:

Wer bislang meinte, Ehebruch sei Sex mit einem anderen als dem Ehepartner, der wurde eines Besseren belehrt: Ehebruch sei bereits ein unziemliches Wort, ein Blick, es gebe den "Ehebruch der Zunge, des Mundes, der Hand, des Fußes und des Auges."


Allerdings könnten die säkular-islamischen Sittenwächter in ihrer Dummheit ungewollt die EU-Mitgliedschaft der Türkei verhindern. Die Umsetzung dieser Maßnahme würde die Türkei wohl um ein halbes Jahrhundert zurückwerfen:

Frauen sollten daher außerhalb ihrer vier Wände jeglichen Kontakt mit fremden Männern vermeiden, und sich schon gar nicht in geschlossenen Räumen mit ihnen aufhalten – was Millionen türkische Frauen jeden Tag tun, wenn sie arbeiten gehen.


So nebenbei legitimiert die Behörde, die besonders von der AKP, also jener Partei, deren Verbot der österreichische Dhimmi-Präsident Heinz Fischer gefürchtet hatte, gefördert, auch den Ehrenmord:

Und das sei ein Problem, denn "Keuschheit und Ehre sind untrennbar" und es gebe "kein Mittel gegen befleckte Ehre." Ein besonders folgenschwerer Satz – "befleckte Ehre", oder was muslimische Männer zuweilen dafür halten, ist der Grund für jeden Ehrenmord.


Für die Schariaeinführer ist etwaige Aufregung unverständlich, da sie ja schon seit Jahren genau erklären, welches Ziel sie anstreben:

Auf Anfrage sagte Diyanet-Pressesprecher Necdet Bal, er verstehe die ganze Aufregung nicht – der umstrittene Text sei bereits 2005 auf die Webseite gestellt worden. Zudem sei er zuerst vor 10 Jahren als Buch veröffentlicht worden, von Diyanet – aber vor der Regierungszeit der AKP.


Wer die Türkei noch immer in der EU haben möchte, sollte dies bedenken:

Religion und Staat, so heißt es, seien in der Türkei getrennt. Ganz stimmt das nicht – zwar soll die Religion dem Staat nicht in die Quere kommen, umgekehrt jedoch diktiert der Staat, was Religion zu sein hat. Konkreter Ausdruck dessen ist die Religionsbehörde Diyanet. Ihr sind alle Moscheen des Landes unterstellt, und alle Vorbeter und Imame sind ihre Angestellten. Was muslimisch ist, entscheidet Diyanet.

Solange säkular gesinnte Regierungen an der Macht waren, führte das zu jenem handzahmen "gemäßigten Islam" aus den Wunschträumen westlicher Nahost-Strategen. Nun aber regiert die islamisch geprägte AKP


Die Türkei ist im letzten Jahrzehnt nicht europäischer, sondern rückständig islamischer geworden. Nein zur Türkei in der EU, ja zu einer Volksabstimmung über ihren Beitritt.

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